2016 04 27az1Ein Kinderheim stand einst auf Wasbüttels Schützenplatz. Daran erinnert heute nichts mehr. Ein Grund für die Geschichtswerkstatt um Renate Altenkirch und Christine Linne, sich dieses fast vergessenen Teils der Lokalhistorie in Gesprächen mit Zeitzeugen anzunehmen.

Die Ergebnisse der aufwändigen Recherche stellten Renate Altenkirch und Christine Linne jetzt in der Alten Schule rund 60 Zuhörern vor. Demnach diente die ehemalige Militärbaracke einer gegen Kriegsende im Dorf stationierten Nebelkompanie von 1946 bis 1955 als Kinderheim. Laut Zeitzeugen blieben die Kinder dort zwischen vier Wochen und neun Jahren.

Überwiegend lebten im Heim Jungen und Mädchen, deren Eltern in der Nachkriegszeit mit der Erziehung überfordert waren. Dazu kamen Halbwaisen, deren verbliebener Elternteil erkrankt war, und erholungsbedürftige Kinder. Schlecht getroffen hatten sie es mit Wasbüttel nicht: „Alle Kinder bekamen immer satt zu essen“, sagte Altenkirch. Die Baracke war „stets ordentlich und sauber“. Das Personal bemühte sich redlich, sich bestmöglich um die Kinder zu kümmern. Und die Wasbütteler halfen ihren Nachbarn auf Zeit mit Obst, Gemüse, Eiern oder auch mal einem Huhn aus.

Linne und Altenkirch dankten den Zeitzeugen „für das uns entgegen gebrachte Vertrauen“. Lob verdiente sich auch Samtgemeindebürgermeister Hans Friedrich Metzlaff, der die dorfgeschichtlich interessierten Wasbüttelerinnen mit Karin Single zusammenbrachte. „So bekamen wir Zugang zum Foto-Archiv des DRK“, sagte Linne. Das erwies sich als großartige Fundgrube für die Recherche. Deren Ergebnisse waren nach dem Vortrag übrigens in Buchform erhältlich.

Aus der Allerzeitung vom 27.04.2016, Seite 19,  Foto: Ron Niebuhr