2023 08 11az1Es ist nicht alles fertig, aber die Mieter sind schon drin und wenn alles gut läuft, werden im „Kastanienhof“ vor Weihnachten auch schon die ersten Verkostungen von Black Palm Rum stattfinden können. So die Perspektive von Marcel Kramer, der die beliebte Spirituose vertreibt und gemeinsam mit Lebenspartnerin Sina Geppert das Gebäude-Ensemble der ehemaligen Dorfgaststätte umbauen ließ, um dort die neue Firmenzentrale einzurichten – und endlich die heimische Garage frei räumen zu können, die derzeit als Rum-Lager dient.

Dass auch die Idee der Wahl-Wasbütteler, „irgendwann mal in Immobilien zu machen“ bei der Entscheidung geholfen hat, das Projekt anzugehen, weil sie sich dabei umsetzen ließ, ist unstrittig und war offensichtlich eine gute. Denn die insgesamt neun Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen, die hauptsächlich im Haupthaus des Kastanienhofes entstanden, waren schon Mitte vergangenen Jahres vergeben. Eingezogen sind die Mieter zwischen Juni und August diesen Jahres. Dass es „dann doch so schnell“ dazu kam, sei im Laufe der Bauarbeiten nicht immer absehbar gewesen: „Es gab doch einige Überraschungen“, so Geppert.

Unbekannte Klärgrube und weniger tragende Balken

2023 08 11az2Dazu zählte das Auftauchen einer bis dato unbekannten Klärgrube auf dem jetzigen Parkplatz hinterm Haus, aber auch der Umstand, dass es weit weniger alte Eichenbalken gab, die ihrer tragenden Rolle noch nachkommen konnten, als ein zuvor erstelltes Gutachten zur Statik annehmen ließ. Die Balken wurden ersetzt und einige eingelagert zwecks späterer anderweitiger Verwendung. Auch dass die nötige Änderung des gültigen Bebauungsplans ein ganzes Jahr in Anspruch nahm, mussten die Investoren erstmal hinnehmen. Mit dem Umbau begonnen wurde schließlich im April 2022 – mit allen Begleiterscheinungen wie exorbitanten Teuerungsraten bei Baumaterial, wodurch das Projekt „finanziell aufgebläht wurde. Wenigstens haben wir noch einen günstigen Kreditzins bekommen“, sagt Geppert, die ebenso wie Kramer ihren Haupterwerb durch die Tätigkeit bei einem Automobilhersteller erzielt. Der Rum-Vertrieb erfolgt im Nebenerwerb und ist „eigentlich mehr Hobby als Arbeit. Zumindest fühlt es sich so an“, lacht der 36-Jährige. Auch wenn der Erfolg des Black Palm Rum, den er, angetan von den Geschmacks-Erfahrungen während eines Florida-Urlaubs, 2017 kreierte und nach diesem Rezept aktuell in einer Nordik-Destille in Horneburg erstellen lässt, mittlerweile ein erkleckliches Maß an Zeit und Kraft fordert: „Aber es macht viel Spaß und ist eine tolle Abwechslung.“ Viele Wochenenden verbringen Kramer und Geppert oft im Wechsel auf Veranstaltungen, um Black Palm, den es – online sowie bei Rewe, Edeka und Globus in der Region – auch in den aromatisierten Versionen Apple Pie, Vanilla, Coconut und Chocolate gibt, an den Mann und die Frau zu bringen. Seit einiger Zeit nicht mehr nur unter Verwendung eines Weihnachtsmarktstands, sondern auch eines zum Cocktail-Wagen umgebauten Bier-Wagens.

„Tropischer Boho-Chic“ zum Wohlfühlen

In den nächsten Wochen zum Einsatz kommen wird der unter anderem auf den Altstadtfesten in Gifhorn, Fallersleben und Wolfenbüttel. Und weil so viel los ist, weiß das Paar noch nicht, ob es vor Weihnachten noch was wird mit Rum-Verkostungen am neuen Firmensitz. Denn noch fehlt dem architektonisch schnörkellosen, 200 Quadratmeter großen Event-Bereich mit Theke die komplette Inneneinrichtung inklusive des Geländers der Treppe, die zur lichtdurchfluteten Galerie führt, sowie die künstliche Beleuchtung. Der Aufgabe widmen will sich Sina Geppert persönlich, um ihre Vorstellung von einer Art „tropischem Boho-Chic“ als Wohlfühlatmosphäre zu verwirklichen, der in jedem Fall Hängelampen und eine Deckenbepflanzung umfassen wird.

Die Treppe führt übrigens nicht nur zur Galerie, sondern auch zum künftigen Lager. Dasselbe verfügt nicht nur über einen großen Lastenaufzug, der ihn gleichfalls mit dem Erdgeschoss verbindet, sondern in weiser Vorausschau auch über einen Ablauf im Boden. Denn mittelfristiges Ziel von Kramer und Geppert ist es, den Black Palm Rum nicht mehr auswärts brennen zu lassen, sondern vor Ort von einem eigenen erfahrenen Brennmeister. Eine Bar oder ähnliches mit regelmäßigen Öffnungszeiten wollen die beiden in den Räumlichkeiten nicht einrichten, es sollen dort neben den Rum-Verkostungen lediglich andere Sonderveranstaltungen bei Bedarf ausgerichtet werden – auch wenn die Schallisolierung zu den anliegenden Wohnungen schon extra stark dimensioniert wurde. Über Wärmepumpe und Solaranlage verfügt der Neu-Umbau selbstredend.

An die Front-Fassade kommt das Black-Palm-Logo

„Aber die Theke bekommt noch eine Zapfanlage“, kündigt Marcel Kramer an, der jetzt noch einmal Familie und Freunde aktivieren wird, weil der bislang nur geschotterte Parkplatz hinterm Haus – auf dem später auch „ein ganz kleiner Terrassenbereich“ entstehen wird – jetzt gepflastert werden soll: „Wenn der fertig ist, haben wir insgesamt 55.000 Steine verlegt“, verweist Kramer auf die Eigenleistung beim Bau, die sich nicht aufs Pflastern beschränkte, sondern auch den Einbau der Lüftungsanlage und die Anlage der automatischen Vorgarten-Bewässerung umfasste. Und an die Front-Fassade zur Wasbütteler Hauptstraße hin kommt noch das Black-Palm-Logo. Und zwar beleuchtbar.

Aus der Allerzeitung vom 11.08.2023, Fotos: Jörg Rohlfs