2018 07 13az1„Als dieses Paket hier ankam, stank es ganz fürchterlich“, erinnert sich Elisabeth Hesse. Angeblich soll der große Holzbottich im Wald gestanden und Förstern als Toilette gedient haben. „So stand es in der Beschreibung. Gefunden habe ich ihn im Internet bei den Kleinanzeigen“, erzählt die Inhaberin eines der wohl kuriosesten Museen Deutschlands, des Nachttopfmuseums in Wasbüttel.

 

Inzwischen stinkt da gar nichts mehr, obwohl vom Bettschieber über den Kinder-Toilettenstuhl bis zum Luxus-Nachtgeschirr aus Meißener Porzellan und der Bettflasche aus Glas alles echt und tatsächlich mal im Einsatz war. „Aber manches könnte man locker als Blumenvase oder für Sangria nutzen“, zeigt Elisabeth Hesse auf einen wunderschön bemalten Krug, der zu einem älteren Waschgeschirr gehört. Und auch der hölzerne Nachtstuhl von Thonet mit der abgerundeten Sitzfläche und den geschwungenen Bugholz-Armlehnen würde sich an jedem Schreibtisch gut machen, „der ist sehr bequem“.

2018 07 13az3Angefangen hat die ungewöhnliche Sammelleidenschaft 1986, das weiß Elisabeth Hesse noch ganz genau. „Damals suchte ich einen Nachttopf für mein Gäste-WC, um darin die Ersatzrolle Klopapier aufzubewahren.“ Eine ganze Regalwand steht voll mit Nachttöpfen der Firma Villeroy und Boch, die bis heute im Sanitärbereich aktiv ist. Ein viereckiger Nachttopf gehört zu ihrer Sammlung, ein paar englische Nachttöpfe, „die besonders groß sind – keine Ahnung, ob die Engländer vielleicht einen breiteren Popo haben“.

Mittlerweile hat Elisabeth Hesse um die 500 Exponate rund um Nachttöpfe, Toiletten und ihre Nutzung. Klopapierhalter mit Spieluhr, eine Senfdose in Form eines auf dem Töpfchen sitzenden Buben, Salz- und Pfefferstreuer als Klo mit Nachttopf. Kein Wunder, dass in diesem Museum so viel gelacht wird, wie Elisabeth Hesse berichtet. „Es geht immer sehr fröhlich zu, wenn Besucher kommen.“

2018 07 13az2Mittlerweile sind die Regale voll mit Nachttöpfen in allen Größen und aus vielen Materialien. Die Suche auf Flohmärkten ist nicht mehr sehr ergiebig, „das habe ich alles schon, was es da so gibt“. Aber Elisabeth Hesse hält die Augen weiter offen. „Und für ein besonders schönes Exemplar findet sich immer noch ein Platz.“ Und das neuste Fundstück wird gerade zu einer Wanddeko aufbereitet: „Ein altes WC-Schloss, wo der Schriftzug ,besetzt’ oder ,frei’ auf Emaille steht.“

Aus der Allerzeitung vom 13.07.2018, Fotos: Christina Rudert