2020 08 08az1Vom Korn zum Brot: Tina Gaus und Bianca Lütje bei der Ernte des Getreides, aus dem dann Gebäck entsteht.Seit kurzer Zeit gehört der regionale Getreidehandel zum alltäglichen Geschäft des landwirtschaftlichen Betriebes Ährenwert in Ohnhorst. „Wir erwarten eine gute Ernte dieses Jahr“, sagt Ernst Lütje, Mitbegründer von Gaus-Lütje und Ährenwert sowie Landwirt.

 

Seit über 28 Jahren gibt es das Unternehmen Gaus-Lütje. Dahinter stehen die Familien Gaus und Lütje aus dem Südkreis von Gifhorn, die ihre Leidenschaft für Landwirtschaft mit dem Kartoffelanbau und dessen Vermarktung zum Beruf gemacht haben.

Schon seit 2011 arbeiten sie mit der Ohnhorster Familie Behrens zusammen in ihrer Betriebsgemeinschaft Ährenwert. Seit zwei Jahren sind sie mit Ulrich Behrens in die Direktvermarktung von Süßkartoffeln, Getreide und Zwiebeln eingestiegen, die sie auf circa 500 Hektar um Ohnhorst und Wasbüttel herum anbauen.

Die drei Familien bauen neben Weizen und Roggen auch Dinkel und Buchweizen an. Gerste gäbe es dieses Jahr nicht. „Den Weg des Brotes kann man sich so vorstellen: Zuerst wird die Saat ausgestreut. Dann wächst das Getreide. Sobald es hoch genug ist, ernten wir es mit unserem Mähdrescher. Anschließend lagern wir das Getreide ein, bevor es zu unserem Müller nach Lüneburg kommt und gemahlen wird. Danach kommt es zurück nach Ohnhorst, wo es für die Märkte und für unsere regionalen Partner abgepackt wird“, erzählt Landwirtin Bianca Lütje. Seit März arbeiten die Familien mit Bäcker Claus in Isenbüttel zusammen. Bei ihm gäbe es ab Ende August Gebäck aus regionalem Getreide.

„Das Schöne ist, man kann den Gang vom Korn zum Brot bei unseren Produkten vollkommen nachvollziehen, auch als Verbraucher“, sagt Ährenwert-Mitbegründerin Tina Gaus.

Der regionale Aspekt war den Landwirten schon vorher wichtig: Sie verkaufen ihre Produkte in den örtlichen Einzelhandelsunternehmen, Hofläden und an Selbstbedienungskisten, von denen sieben Stück in der Umgebung verteilt sind. „Damals hat uns ein Edeka-Markt angesprochen, ob wir mit ihm zusammen arbeiten wollen“, erinnert sich Bianca Lütje. Mittlerweile arbeiten sie mit 50 Edeka-Märkten aus der Region zusammen. Die meisten Kunden gewinnen sie über den Einzelhandel. Auch ihre Süßkartoffeln, die in der Nähe von Osnabrück zu Chips weiterverarbeitet werden, verkaufen sie in den Märkten.

2020 08 08az2Bauernhofpädagogik ist ein weiteres Standbein.Bei der Frage, was das Schönste am Beruf des Landwirtes sei, sind sich alle einig: „Man kann von zuhause aus arbeiten, die Familie kann mitmachen, mithelfen, und man kann zusammen die Landwirtschaft erleben. Und wir produzieren Lebensmittel, die wir selber auch verbrauchen, also nur gute und natürliche Produkte.“ Seit 2017 verwenden sie nur noch plastikfreie, lose Verpackungen. Damit wollen sie Nachhaltigkeit fördern, die neben der Regionalvermarktung ein wichtiges Thema für die Unternehmer ist. Mittlerweile besuchen sie die Grüne Woche seit drei Jahren mit der Südheide Gifhorn zusammen und haben dort einen eigenen Stand. Zudem bieten sie auf ihrem Hof verschiedene Angebote für Kinder und Jugendliche wie zum Beispiel Geburtstagsfeiern in kleiner Gruppe an, um ihnen die Landwirtschaft näher zu bringen. „Wir wollen den Kindern zeigen, wo die Lebensmittel herkommen und wie sie geerntet werden“, so Bianca Lütje. Hauptziel der Landwirte ist eine gute Zusammenarbeit. Das umfasst auch die zurzeit zehn Mitarbeiter und Aushilfen. „Wir stehen alle hinter dem, was wir machen. Wir sind wie eine große Familie“, so Lütje weiter.

„Wir gehen unseren Weg. Wir vermarkten die Kartoffeln und auch das Mehl so dicht wie möglich am Verbraucher, sodass der Verbraucher weiß, wo das was er isst, herkommt. Dieser Direktvermarktungsschwerpunkt unterscheidet uns von anderen Landwirten. Und das Wichtigste ist für uns, dass der Verbraucher am Ende zufrieden ist, unsere Produkte wertschätzt und dass er die Leidenschaft und das Herzblut spürt, mit dem die Lebensmittel angebaut wurden“, bekräftigt Ernst Lütje.

Aus der Allerzeitung vom 08.08.2020, Fotos: Lea Rebuschat