2017 09 28bz1Irgendwann, erzählt Elisabeth Hesse, habe mal ein großer Reisebus vor ihrem Museum in Washausen im Landkreis Gifhorn angehalten. Für normale Museen ist das in der Regel kein Problem. Doch die Ausstellungsstücke bei Elisabeth Hesse stehen im Keller ihres Privathauses in einem kleinen Wohnviertel. Die Überraschung war groß, doch irgendwie schaffte es die 68-Jährige, dem unerwarteten Besucheransturm Herr zu werden. Ihre Nachttopf-Sammlung hat schon viele Neugierige und sogar Fernsehteams angelockt.

 

Mehr als 500 Exponate haben sich bei Elisabeth Hesse angesammelt, seitdem sie vor gut 30 Jahren ihren ersten Nachttopf auf dem Flohmarkt erstanden hat. Den hatte sie sich für den Eigenbedarf angeschafft: Ein außergewöhnliches Behältnis zum Verstauen der Reserve-Klopapierrollen im Gäste-Bad sollte her. Elisabeth Hesse fand Gefallen an ihrem ersten Flohmarktstück. Weitere Bummel folgten. Und weitere Nachttöpfe kamen hinzu.

2017 09 28bz2Heute reihen sich die Behältnisse in den Regalen ihres Ausstellungskellers. Wer auf die Unterseiten schaut, entdeckt die Aufschriften von Herstellern wie Villeroy & Boch, der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin oder der Porzellanmanufaktur Meissen. Alle Töpfe sind gebraucht, auf manchen nahm einst sogar Prominenz Platz. Einen Nachttopf hat die Wasbüttelerin von der Haushälterin der Herzogin Viktoria-Luise geschenkt bekommen. Auch zwei chinesische Nachttöpfe mit Deckel stehen in einer Vitrine.

Doch in dem Privatmuseum gibt es mittlerweile mehr als nur Nachttöpfe. Historische Toilettenstühle, Waschgeschirre, Klotürschilder oder auch Toilettenpapierhalter haben ihren Platz gefunden. In einer Ecke des Raumes baumeln von der Decke verschiedene Porzellangriffe von alten Kettenspülungen. Auch ein alter Kinderstuhl aus Holz mit unterschiebbarem Topf sowie eine Reisetoilette gehören zu den Ausstellungsstücken. Ein altes Plumpsklo der Deutschen Bahn hat die Sammlerin ebenfalls ergattert. Viel größer wird die Sammlung jedoch nicht mehr. Der Platz wird knapp - und die Flohmärkte geben nicht mehr viel her.

Wer übrigens glaubt, dass im Keller von Elisabeth Hesse unangenehme Gerüche umherwabern, der sieht sich getäuscht. Zwar reinigt die Seniorin die Nachttöpfe nur oberflächlich, um deren Lasur nicht zu beschädigen. Doch nach Urin riecht hier dennoch nichts. Nur einmal passierte der Sammlerin ein Malheur: Ein Topf zerbrach ihr, die Scherben schüttete sie in den Küchen-Mülleimer. "Als ich am nächsten Morgen den Raum betrat, bin ich fast umgefallen", berichtet sie.

SERVICE

  • Adresse: Am Bartelskamp 10, 38553 Wasbüttel
  • Telefon: (05374) 14 07
  • Öffnungszeiten: Besichtigung nach Absprache
  • Eintritt: frei

 

Aus der Braunschweiger Zeitung, Gifhorn - 28. September 2017 - Endecken und Geniessen - Seite W02, Fotos: Henning Thobaben