2017 04 28bz2Aus Sicht eines sportlichen Laien zählt Fallschirmspringer Andreas Heller eher zu den wagemutigen Zeitgenossen. Der Wasbütteler sprang vor zweieinhalb Jahren in den USA mit 213 Deutschen aus 5800 Metern ab. Bis heute wurde dieser Nationenweltrekord einer Freifallformation nicht geknackt. Über dieses Erlebnis sowie Reiz und Tücken seines Sports spricht der 59-Jährige heute bei einem Vortrag in Wasbüttel.

 

Nach über 3400 Sprüngen und 35 Jahren Sprungerfahrung kann man getrost behaupten, über den Wolken - oder haarscharf darunter - ist sein zweites Zuhause. Was für andere außergewöhnlich ist, sieht der Familienvater als Routine mit einem gewissen Reiz an. Dass er darüber einen Vortrag hält, ist keinesfalls Routine. "Der Dorfverein hat angefragt, ob ich das machen möchte", berichtet er. Um Interessierten sein Hobby näherzubringen, holt er gern den zwölf Kilo schweren Fallschirm samt Equipment und Helmkamera aus dem Keller.

Dort hat es nicht lange gelegen. Erst im März war Heller mit Sportfreunden in Spanien und hat dort an Formationswettkämpfen teilgenommen, bei denen der Spaß im Vordergrund stand. Mangels Möglichkeiten stehen etwa nur drei Wettkämpfe dieser Art pro Jahr auf dem Programm. "In dieser Saison bin ich schon 45 Mal gesprungen", berichtet Heller.

Sprünge wie der Weltrekord, der irgendwie stets präsent ist, seien in unseren Gefilden ohnehin nicht möglich. Der Wettbewerb, bei dem das deutsche Springerteam den Russen den Weltrekord abknöpfte, fand auf dem größten Sprungplatz der Welt, in Eloy im US-Bundesstaat Arizona statt. Die Wüstenregion punktet mit stabilem Wetter und großen Landeflächen. "Dort ist vom Spätherbst bis zum Frühling Saison."

Juckt es ihn in den Fingern, einen weiteren Rekord zu knacken? Ja, das tut es. "In zwei Jahren wollen wir eventuell einen neuen Rekordversuch in einer Kategorie mit höherem Schwierigkeitsgrad starten", berichtet er. Dabei gilt es, Formationen mit etwa 150 Springern im Freifall umzubauen.

Aus 5000 Metern mit zwölf Kilo Ballast auf dem Rücken in einer Minute im freien Fall und einer weiteren, getragen vom Schirm zum Erdboden - was andere als Gefahr ansehen, ist für Heller ein Hobby wie jedes andere. "Die größte Gefahr bezogen auf Unfälle sind Kollisionen in der Luft und die Landung. Gefährlich ist vor allem der letzte Meter."

Zum Vortrag heute um 19 Uhr in der Alten Schule Wasbüttel, Mittelstraße, bringt Heller neben Fotos und Videos vom Rekord und über das Springen allgemein auch seine Fallschirmausrüstung mit.

Aus der Braunschweiger Zeitung, Gifhorn - 28. April 2017 - Gifhorner Lokales - Seite 19, Fotos: privat,  Burucker