Der 27. September 2020 sollte für Marvin Schumann ein ganz normaler Fußball-Sonntag in der 2. Kreisklasse Gifhorn werden und endete für ihn beinahe mit dem Tod. Der 31-Jährige hatte sich mit dem MTV Wasbüttel II für das anstehende Liga-Spiel gegen den 1. FC Wedelheine aufgewärmt, kurz darauf musste er von Rettungskräften wiederbelebt werden. „Ich weiß von dem Tag nichts mehr, mir fehlen sogar die kompletten vier bis fünf Tage davor. Ich bin irgendwann im Krankenhaus aufgewacht“, sagt Schumann. Was an dem besagten Sonntag genau passiert war, das weiß er bis heute nicht. Nur, dass es sich um ein Kammerflimmern – eine Herzrhythmusstörung – gehandelt hat.
Mitspieler reagierten schnell
Nach einer Dehnübung, die Schumann am Boden liegend absolviert hatte, reagierte er nicht auf einen Mitspieler, der ihn angesprochen hatte. „Da merkten wir, irgendwas stimmt hier nicht. Wir brachten ihn in die stabile Seitenlage und achteten darauf, dass er seine Zunge nicht verschluckt“, sagt Trainer Marcel Müller. Auch den Notruf hatten die Wasbütteler direkt abgesetzt, nach acht Minuten trafen die Rettungskräfte ein. „Im Bezug auf Fußball war es für uns alle der furchtbarste Tag im Leben“, sagt Müller.
Auf dem Weg ins Gifhorner Krankenhaus musste der Rettungswagen dreimal anhalten, um Schumann wiederzubeleben. „Sie hatten mich über eineinhalb Stunden immer wieder reanimiert. Ich hatte das Glück, dass ich nie lange ohne Puls war“, sagt Schumann, der vom Krankenhaus in Gifhorn nachts um 1 Uhr per Hubschrauber ins Klinikum nach Hannover geflogen worden war, da das Risiko zu groß war, dass er in Gifhorn nicht über einen längeren Zeitraum stabilisiert werden konnte. Er lag zehn Tage lang im künstlichen Koma.
Dank an die Lebensretter
Schumann hat es den Rettungskräften und dem schnellen Reagieren seiner Teamkollegen zu verdanken, dass er noch lebt. Deshalb stattete er am Mittwoch dem Helios-Klinikum Gifhorn einen Besuch ab, um sich bei seinen Lebensrettern zu bedanken. „Wenn jemand so lange um das Leben von einem kämpft, sollte es selbstverständlich sein, dass man sich bei denjenigen bedankt“, sagt Schumann, der als Zeichen der Dankbarkeit auch seine Mannschaftskollegen zu sich nach Hause einladen wollte. „Corona-bedingt ist es momentan leider nicht möglich. Das ist sehr ärgerlich.“
Vom schlimmsten Tag in seinem Leben hat Schumann keine Langzeitschäden davongetragen, bis er wieder in seiner alten körperlichen Verfassung ist, wird es aber noch etwas dauern. „Ich bin momentan bei 30 bis 40 Prozent meiner Kräfte, wenn ich die Treppen im Haus hoch und runter gehe, bin ich schon etwas außer Atem“, sagt Schumann. Im Krankenhaus musste er seinen Muskeln wieder beibringen zu sitzen, zu essen und zu gehen. „Nach zehn Tagen hatten die Muskeln schon komplett abgebaut. Nach zwei Wochen war ich so fit, dass ich wieder auf eine normale Station gehen konnte.“
Da die Ärzte nicht feststellen konnten, wodurch die Herzrhythmusstörungen ausgelöst worden waren, bekam Schumann einen Defibrillator eingesetzt, um ein erneutes Kammerflimmern zu unterbinden. Trotz des dramatischen Vorfalls ist es für ihn selbstverständlich, dass er auch in Zukunft wieder mit seinen Teamkollegen auf dem Platz stehen möchte. „Ich möchte mein Leben genauso weiterleben wie vorher und dazu gehört für mich auch der Fußball.“
Aus der Allerzeitung vom 30.11.2020, Fotos: MTV Wasbüttel, Privat und DRK Gifhorn