Die Deutschen sind wie Kokosnüsse, hatte man Elizabeth Lloyd in den USA erzählt: schwer zu knacken. Seit vier Monaten lebt die 17-jährige Amerikanerin als Austauschschülerin im parlamentarischen Partnerschaftsprogramm bei Familie Schrot in Wasbüttel und hat festgestellt: „Meine Vorstellungen waren alle falsch.“

Leise und schüchtern? So erlebt Lizzie, wie sie gerufen wird, die Deutschen keineswegs. Und trotz vieler Unterschiede entdeckt sie immer wieder Gemeinsamkeiten. Gleich an ihrem ersten Tag hier stellte sie fest: „Die Eheringe werden an der rechten Hand getragen – in Amerika links.“ Dass man im deutschen Hotel nicht im Pyjama zum Frühstücksbuffet geht, erfuhr sie von Ute Schrot. „Aber die Mode ist ein bisschen wie bei uns. Die Musik im Radio auch – nur vier, fünf Jahre älter.“

Gemeinsam mit der gleichaltrigen Gastschwester Gesa besucht sie die Heinrich-Nordhoff-Gesamtschule in Wolfsburg. Und lacht, als sie von ihrer ersten Klassenarbeit über die Fabel „Das Pferd und die Bremse“ erzählt: „Ich habe gedacht, es geht um eine Bremse zum Anhalten, nicht um die Mücke.“ Was sie vermisst?

„Meine Softballmannschaft.“ Was sie vermissen wird, wenn sie im Juli Deutschland verlässt? „Nutella.“ Und Weihnachtsmärkte: „Die führe ich in den USA ein.“ Ute Schrot stellt fest: „Unsere Familie profitiert von diesem Austausch auch.“ Sie erinnert sich an eine Diskussion über das Siezen. „Lizzie fragt uns Sachen, über die wir nie nachgedacht haben.“

Und zum ersten Mal gab es bei Schrots ein Thanksgiving-Menü. Via Skype gab Lizzies Mutter Rezepttipps: „Natalie war quasi zwei Wochen bei uns in der Küche zu Gast“, lacht Ute Schrot. Weil partout keine Truthähne aufzutreiben waren, kochte Lizzie zwei Baby-Puten. Zum Studium will Lizzie wieder nach Deutschland kommen. „Für zwei Jahre, das wäre toll.“

Aus der Allerzeitung vom 29.01.2015 / AZ Seite 19, Foto: Rudert