Kolumbien: Die Klischees Guerilla und Drogenkartelle fallen Julia Hazelaar nicht ein, wenn sie an das Land ganz im Norden Südamerikas denkt. Die 19-jährige Wasbüttelerin hat zehn Monate dort gelebt und gearbeitet, ist viel gereist und sagt: „Es ist ein tolles Land.“

Nach dem Abitur wollte sie zurück nach Südamerika: Das zehnte Schuljahr hatte sie bereits als Austauschschülerin in Mexiko verbracht. Julia Hazelaar entschied sich für die Organisation Weltwärts, ihr Land der Wahl war von Anfang an Kolumbien. „Ich kannte etliche Leute, die schon dort waren.“ Dass man bestimmte Regionen besser meidet, wusste sie, „aber sonst ist es kein Problem“.

Julia Hazelaar hat in Duitama gelebt, einer Stadt „ungefähr so groß wie Wolfsburg“, allerdings 2600 Meter hoch am Osthang der Anden. „Es hat ungefähr einen Monat gedauert, bis ich mich an die dünne Luft gewöhnt hatte.“ Gearbeitet hat die Wasbüttelerin als Englisch-Lehrerin an einer kleinen Grundschule 30 Busminuten entfernt. „Ich hatte vorher mal eine Woche in Wasbüttel in der Grundschule hospitiert und ganz viel Material mitbekommen, aber das pädagogische Konzept ist dort völlig anders“, berichtet die junge Frau. Hinter diesem Satz verbirgt sich die Erkenntnis: „Ich kann nicht mit meinem deutschen Konzept einfach irgendwo hin gehen, das ist koloniales Denken.“

Während die Kolumbianer feststellten, dass nicht alle Deutschen blond und blauäugig sind – „so wie meine beiden Vorgänger“ –, lernte Julia Hazelaar, sich Zeit für Wesentliches zu nehmen, mehr zu genießen. „Auch wenn das manchmal bedeutet, nicht pünktlich zu sein.“ Sich wieder auf deutsche Pünktlichkeit umzustellen, sei ihr doch sehr schwer gefallen, lacht sie. So sehr ihr die Lockerheit, die Freundlichkeit Kolumbiens – und der Salsa – fehlt, so froh ist sie, wieder hier zu sein. „Meinen Freund, das deutsche Essen – ich habe doch manches sehr vermisst.“

Aus der Allerzeitung vom 19.06.2014 / AZ Seite 22