"Tata-tata, titi-titi-tata ..." Das ist erst der Anfang in der ersten Klasse. "Am Ende der vierten können die Schüler mehrstimmige Canons singen", ist die Erfahrung von Silke Zieske. Zum dritten Mal leitet sie in Wasbüttel eine Chorklasse.

"Hallo, schön, dass du da bist" singen die 22 Jungen und Mädchen auf dem Turnboden der Grundschule, "die Hacken und die Spitzen können nicht mehr sitzen." Sie klatschen und springen zum nächsten Stuhl.

"Singen ist Bewegung", so Zieske, "das gehört zusammen." Die Schüler lernen aber auch durch viel Spiel und Spaß im Unterricht. "Am meisten Spaß macht mir das Spiel von eben", sagt Inga - also das klassische Musik-Stop-Spiel mit kleinen Zahlenaufgaben. Sie ist aber auch begeistert, dass jede Stunde etwas Neues auf dem Plan steht. "Die Lieder sind so schön anzuhören." Und Marco: "Wir lernen so viele verschiedene."

In der neuen Chorklasse geht es erst einmal noch um die Stimmenbildung. "Manche Jungen haben schon ihre Kopfstimme gefunden", so Zieske. Allmähliche kristallisiere sich eine Einstimmigkeit der ganzen Klasse heraus. "Alle machen begeistert mit", freut sich die Lehrerin zufrieden, "sie probieren viel aus."

Die 16 Jungen und 6 Mädchen lernen schnell: Ein einheitliches Klangerlebnis gibt es nur, wenn alle aufpassen und punktgenau einsetzen. "Diese Disziplin übertragen sie auch auf den anderen Unterricht", zeigt Zieske die Erfolge von Chorklassen auf. Nicht nur das: Singen fördere die Schüler im Sozialen und Persönlichen - "Sie können gut mit ihren Stärken und Schwächen umgehen, sind nett und hilfsbereit." Diese Erkenntnisse seien nicht empirisch belegt und nicht alles treffe auf alle Schüler zu, sondern ihre eigenen Beobachtungen der vergangenen acht Jahre. Es gehe auch um die Sprach- und Sprechförderung - "die Kinder merken sich Redewendungen und Begriffe aus den Liedern". Und wer mache sich schon Gedanken darüber, was ein "feistes Schwein" wie im Liedtext von "Der Müller hat ein Mühlenhaus" ist.

Einmal habe eine Kollegin vom Gymnasium gelobt, dass die ehemaligen Chorkinder ihre Referate so resolut vortrügen. Auch das sei möglicherweise Ergebnis ihrer Arbeit. Denn: "Beim Auftritt stehen die Kinder auf der Bühne, müssen präsent sein und können sich nicht verstecken." Übung macht den Meister.

Also sollten Grundschüler einfach mehr singen, und alles wird gut? "Nein, das ist ein großer Unterschied", sagt Zieske. Hinter den Chorklassen stehe ein ausgefeiltes Konzept, bei dem auch viel Musiktheorie vermittelt werde.

Ihre Erfahrungen gibt Zieske seit diesem Jahr auch an niedersächsischen Kollegen weiter, die ebenfalls eine Chorklasse aufbauen wollen, und zwar bei Qualifizierungskursen in Cloppenburg, die sie konzipiert und leitet. Dahinter steht das Niedersächsische Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ), das Kultusministerium und die dortige Stiftung Singen mit Kindern. Neben Cloppenburg und Hannover ist der Landkreis Gifhorn eine Hochburg der Chorklassen - "und ich hoffe, dass es mehr werden."

Statt einer Stunde Musikunterricht pro Woche, gibt es für die Chorklasse zwei und eine Chorstunde zusätzlich. Zu letzterer können auch Kinder der anderen Klassen freiwillig hinzukommen. Die Wasbütteler sind noch in diesem Jahr bei zwei Auftritten zu sehen:

  • 28. November zusammen mit der Rötgesbütteler Chorklasse, der hannoverschen Hofkapelle und dem Landesjugendchor in der St.-Nicolai-Kirche in Gifhorn, 15.30 Uhr.
  • Und am 18. Dezember beim Chorklassenkonzert zum vierten Advent ebenfalls in St. Nicolai, 15.30 Uhr.

Aus der Gifhorner Rundschau, Wolfsburg: 27. September 2011, Gifhorn Lokales, Seite G04