2020 09 02az1Mehr als ein reines Hobby: Michael Pause hat mit seiner Frau Carla über viele Jahre an der nunmehr 200 Meter langen Gartenbahn gearbeitetMichael Pause kennt das schon: Wem er seine private Gartenbahn zeigt, der staunt erst einmal. Und daraus kommt man so schnell auch nicht raus. Er lacht: „Wenn Sie noch drei Stunden hier bleiben, werden Sie immer mehr Details entdecken.“ Für die AZ hat er seinen Privatgarten geöffnet: Willkommen bei der Wasbütteler Privatbahn, wie Carla und Michael Pause ihr Meisterwerk genannt haben.

 

Schnell wird klar, das hier ist mehr als ein reines Hobby. Hier steckt ganz viel Fachwissen und die Liebe zum Thema Eisen- und Gartenbahn drin. Pause verrät: „Wir sind schon seit Ewigkeiten Mitglied bei der Museums-Eisenbahn.“ Und dann, irgendwann so vor 25 Jahren, sollte diese Leidenschaft ein Teil ihres Zuhauses werden – im Garten. „Ist ja auch viel gesünder, immer an der frischen Luft zu sein“, sagt der 61-Jährige schmunzelnd. Sein Bezug zu Eisenbahnen begann schon früh. Er wuchs in Braunschweig nahe einer Bahnstrecke auf. „Wenn die Schranken geschlossen waren, habe ich den Zügen hinterhergeträumt.“

2020 09 02az2200 Meter voller Details: Eine 200 Meter lange Gartenbahn pflegen die Pauses in ihrem Privatgarten in WasbüttelEinen Traum hat er sich dann in Wasbüttel mit seiner Frau, die sich ebenfalls für Eisenbahnen interessiert, verwirklicht. Ein Clou ihres Werkes: Viele Stationen und Gebäude wie Raiffeisenmarkt und Försterei haben Wasbüttel-Bezug. Schützenverein, Freiwillige Feuerwehr, Sägewerk an der Beekenriede – ihre riesige Anlage ist eine Hommage an ihren Heimatort. Und die wird gehegt und gepflegt. Viel Arbeit? Pause schüttelt den Kopf: „Das hätten wir mit einem normalen Garten ja auch.“

„So eine Gartenbahn wie unsere ist zuletzt in den 50-er Jahren tatsächlich in der ländlichen Region gefahren“, begründet Pause, weshalb viele Miniatur-Figuren auch in dem Stil von einst daher kommen. Moderne trifft Tradition heißt es jedoch, wenn die stets kreativen Pauses neue Ideen haben und umsetzen. Seit einigen Jahren fertigt Pause, gelernter Dreher, Figuren und Gebäude mit einem 3-D-Drucker selbst an. Stolz zeigt er etwa aufs Öllager, Kilometer-Steine und ein Toilettenhäuschen („sogar mit Herzchen“) und viele weitere niedliche Details auf der Anlage, die er selbst hergestellt hat. 2020 09 02az3Klar, da gehört auch ein Maibaumplatz zu einer echten Wasbütteler Privatbahn. Erst im Frühjahr hat das Ehepaar die Gartenbahn tüchtig umgekrempelt. „Zwei Monate dauert so ein Umbau schon einmal“, sagt der 61-Jährige. Für ihn steckt da viel Fachwissen hinter. Zu jeder seiner Loks und Triebwagen auf der Meter-Spur kennt er historische Details. Deshalb müsse auf der Anlage auch „schon alles irgendwie zusammen passen“. Da fällt ihm ein, was eines der nächsten Projekte werden könnte – ein Schotterwerk, passend zu einem der Triebwagen, die mit Schotter beladen sind. Und dann wäre da noch das Projekt Milchkannen-Wagen... „Meine Frau ist da immer sehr kreativ“, sieht Pause das Projekt noch längst nicht abgeschlossen. Ach ja, das Miniatur-Schützenhaus des SV Wasbüttel soll auch noch einen Schießstand-Anbau erhalten, fällt ihm ein. Zwölf Triebfahrzeuge kann er mittels Dekoder auf die Gleise schicken. Was er dann mit zweien auch vorführt. Auch hier überrascht Pause: Als einer der Züge am Bahnhof anhält, ertönt eine Ansage: „Bitte einsteigen und Türen schließen.“ Als er so auf die große Bahnanlage schaut, sagt er: „Manche sagen, das sei unser Lebenswerk – aber ich sehe das nicht so...“ Aber er weiß eben um die jahrelange Kleinstarbeit, die akribische Pflege und Umgestaltung der Bahn. Und genau deshalb bleibt die Anlage auch nicht zugänglich für Besucher. „Das geht leider nicht anders.“

Aus der Allerzeitung vom 02.09.2020, Fotos: Sebastian Preuß