2020 04 01az1Es sollte eine besondere Reise werden, eine Reise in die Flitterwochen nach Marokko. Doch für die Wasbüttelerin Ines Buchholz und ihren Mann Matthias Otto kam alles anders.

 

1001 Nacht waren angekündigt, der Veranstalter versprach für die einwöchige Rundreise unter dem Titel „Atlas und Oasen“ ursprüngliche Natur und atemberaubende Kulissen. „Wir sind gespannt. Unsere Reiseroute soll über die Straße der 1000 Kasbahs in fruchtbare Palmentäler, durch enge Schluchten und bizarre Felsformationen bis in die Sanddünen der Sahara führen“, erinnert sich die Globetrotterin Ines Buchholz, die bereits in Nepal und Äthiopien unterwegs war und sich dort mit dem Verein „Gemeinsam für Kinder der Welt“ für Waisenhäuser eingesetzt hat. Nun also Flitterwochen, eine Nacht in der Wüste sollte auch enthalten sein.

Aber Corona warf alle Pläne über den Haufen. „Mit unseren Kindern und Eltern wollten wir den Tag unserer Hochzeit im kleinen Kreis zelebrieren und dann sollte diese Reise unser ganz besonderes Highlight werden“, schildert Ines Buchholz. „Ende Februar waren wir noch relativ sicher, das wir den Orient kennenlernen.“ Dann wurden Mitte März in Marokko alle Schotten dicht gemacht. „Ausgangsbeschränkungen, Grenzschließungen, immer mehr gestrichene Flüge ließen auch uns sicher ahnen, das diese Reise nicht stattfinden würde.“ So kam es, die Rundreise wurde abgesagt.

Als nächstes luden Ines Buchholz und Matthias Otto ihre kleine Hochzeitsgesellschaft wieder aus. „Die Situation rund um den Corona Virus hat sich derart zugespitzt, dass wir die Verantwortung der möglichen Ansteckung unserer Liebsten nicht übernehmen wollen. Natürlich macht uns das traurig, aber das scheint uns das einzig Richtige zu sein. Zum Glück reagieren alle mit Verständnis“, erzählt die Wasbüttelerin. Es folgt der Shutdown – auch für das Paar: Der Brautstrauß wird abgesagt, im Restaurant das Essen abgesagt. „Ich vergewissere mich im Rathaus, ob die Trauung planmäßig stattfinden kann. Es wird bejaht. Dennoch bleibt es für uns eine Zitterpartie, denn was ist in diesen Tagen schon noch sicher?“, sagt Ines Buchholz. Im Supermarkt findet sie Rosen – und bindet ihren Brautstrauß selbst. „Nach einem kurzen Zwischentief sind wir trotz oder gerade wegen dieser Corona Zeit fest entschlossen, unsere Hochzeit zu etwas Besonderem zu machen!“

Das Rathaus ist für den Publikumsverkehr längst geschlossen, Ines Buchholz und Matthias Otto werden nach dem Klingeln von der Standesbeamtin herein gebeten, müssen sich die Hände desinfizieren und ein Formular zur Selbstauskunft ausfüllen. Dann kommt die Trauung. „Wir sind gerührt, glücklich und voller Liebe – wir haben Ja zueinander gesagt!“

Die Gratulationen der kleinen Gästeschar vor dem Rathaus fallen distanziert aus – „Liebe heißt in diesen Zeiten Abstand halten“, stellt Ines Buchholz fest. Und die Glückwünsche kamen via WhatsApp, Facebook, Telefon und Postkarte. „Wir sind dankbar! Was immer auf dieser Welt passiert, die Liebe bleibt“, sagt das frisch vermählte Paar. „Und das ist das Wesentliche.“

Mittlerweile hat der Reiseveranstalter mitgeteilt, die Rundreise werde nachgeholt. Und Bahn- und Flugreise waren kostenlos zu stornieren. „Wir sind fest entschlossen unsere Flitterwoche nachzuholen! Der Traum auf 1001 Nacht lebt weiter!“

Aus der Allerzeitung vom 01.04.2020, Foto: Privat