Ein einziger Spieler des VfL Wolfsburg wohnte am Tag nach der Rettung dem Saisonabschluss-Grillen des Klubs für die Fans bei: Max Grün. Wenn es darum geht, wer bei den Wolfsburgern im Tor steht, hat der 31-Jährige gegen die Nummer 1 Koen Casteels zwar keine Chance, doch Grün nimmt darüber hinaus eine ganz wichtige Rolle ein: als Identifikationsfigur, als Meinungsführer, als Mentalitätsmonster. Aber wie lange noch? Sein Vertrag beim VfL läuft Ende Juni aus. Der 1. FC Kaiserslautern, gerade in die 3. Liga abgestiegen, und VVV Venlo sind interessiert.

 

Nachdem erste aussichtsreiche Gespräche im Frühjahr über eine Vertragsverlängerung nicht zum Abschluss gebracht worden waren, wurden sie seitdem auch nicht wieder aufgenommen. „Mein letzter Stand ist, dass sie noch nicht abgebrochen sind“, sagt Grün. Das wird nun Aufgabe des neuen Geschäftsführers Sport des VfL, Jörg Schmadtke, sein – der sich aber erst mal ein genaueres Bild vom Verein und seinen Angestellten verschaffen will.

Der Ersatzkeeper würde gern verlängern. „Ich würde natürlich gerne hierbleiben, weil mir der Klub, die Fans und die Stadt am Herzen liegen. Es liegt jedoch nicht nur an mir.“ Aber woran hapert’s? „Der eine möchte das, der andere möchte das. Da müssen wir einen Weg finden“, hatte er noch im Dezember gesagt.

Grün, der 2013 von Greuther Fürth zum VfL gekommen war, bezeichnet Wolfsburg mittlerweile als „meine Heimat“, im Winter hat er in Wasbüttel ein Haus gekauft, wo er mit seiner Frau und seinen beiden Kindern lebt. Nur die VfL-Eigengewächse Maximilian Arnold und Robin Knoche sind länger im Team als er.

In Wolfsburg wissen sie eigentlich, was sie an ihm haben. Grün haut sich trotz seiner Ersatzrolle immer voll rein im Training, in der Kabine hat sein Wort Gewicht, er gehört zum Mannschaftsrat. Ex-VfL-Trainer Martin Schmidt nannte ihn ein „Mentalitätsmonster“, weil er eine hohe Selbstmotivation mitbringe und nicht verlieren könne. „Und wenn er verliert, schreibt er dir am Nachmittag eine SMS: ‚Hey Coach, können wir das auf Video noch mal angucken? Ich glaube, der letzte war nicht drin.’“, hatte Schmidt vor dem Pokalspiel der Wolfsburger im Dezember 2017 in Nürnberg erzählt. Beim 2:0-Achtelfinalsieg kam Grün zu seinem einzigen Pflichtspieleinsatz in dieser Saison.

Seine Reservistenrolle hat er akzeptiert. „Ich bin ein Teamplayer. Manchmal muss ich persönlich Abstriche machen und mich zurücknehmen, um den Part auszufüllen, der mir zukommt“, sagt er. Diese Art kommt gut an. Geht es nach den Wolfsburger Fans, hätte er seinen neuen Vertrag längst in der Tasche. Und geht es nach Grün, auch.

Aus der Allerzeitung vom 24.05.2018, Foto: NN