2017 11 17bz1Ein bisschen gerührt, nicht geschüttelt, nur gefiltert, aber auf keinen Fall erhitzt - in Wasbüttel gibt es wieder wie früher Milch direkt vom Bauernhof und so, wie sie die Kuh hergibt. Mit einem kleinen Unterschied: Gezapft wird sie aus einem Automaten. Familie Hoffmann hat auf ihrem landwirtschaftlichen Betrieb eine "Milchtankstelle" aufgebaut.

 

"Die Bevölkerung hat immer wieder danach gefragt", sagt Tochter Charlotte, "nach frischer, unbehandelter Milch" - und zwar mit steigender Tendenz. Für den Verkauf direkt am Bauernhof gibt es allerdings strenge hygienische Vorgaben, deshalb hatte die Studentin der Agrarwissenschaften die Idee für die Installation der automatischen Zapfanlage. Der Rest der Familie war begeistert. Nun haben sie eine der wenigen Milchtankstellen der ganzen Region, die nächsten stehen wenigstens 45 Kilometer weit weg hinter Wittingen und Königslutter. "Wir haben dafür sogar Kundschaft aus Braunschweig", sagt Vater Hilmar Hoffmann.

Die Bedienung ist einfach: Geld einwerfen, Klappe auf, Flasche hineinstellen und einen Knopf drücken. "Man kann jeden Behälter verwenden, der hineinpasst", sagt Mutter Ulrike. "Wer keine Flasche hat, kann hier eine aus Glas erwerben und immer wieder verwenden", so Charlotte. Das habe schließlich auch den Vorteil, dass nicht immer neuer Verpackungsmüll produziert wird.

Vor allem aber ginge es Kunden um den Geschmack der Rohmilch, die weder homogenisiert noch pasteurisiert ist. Die habe alle Bestandteile im natürlichen Verhältnis: "4 Prozent Fett, 3,4 Prozent Eiweiß und noch alle Vitamine", so die 22-Jährige. Die Milch eigne sich auch zur eigenen Herstellung von Käse und Joghurt.

Für Milchabholer und Landwirte gibt es noch andere Vorteile: "Wir kommen mit den Leuten wieder ins Gespräch." Wer möchte, darf auch ruhig mal einen Blick in den Stall werfen, in dem die 95 Milchkühe untergebracht sind. "Die Leute können sehen, wo ihre Lebensmittel herkommen."

Die Maschine fasst 150 Liter. Sie wird täglich gereinigt und desinfiziert. Am morgigen Samstag öffnet sie offiziell zum ersten Mal die Türen. Dann ist sie täglich von 7 bis 22 Uhr geöffnet.

Aus der Braunschweiger Zeitung, Gifhorn - 17. November 2017 - Gifhorner Lokales - Seite 19, Foto: Reiner Silberstein