„Wat sind Zitlösiken?“ - diese Frage nach den im Frühling blühenden Blumen gab vor zehn Jahren in Wasbüttel den Anstoß, sich für die Pflege und Bewahrung der niederdeutschen Sprache und ihrer alten Ausdrücke einzusetzen. Einige Interessierte gründeten damals einen Verein, den sie dann auch „De Zitlösiken“ nannten. Zu seinem zehnten Geburtstag wird der Verein in Kürze etwas Besonderes bieten: Es gelang, die Niederdeutsche Bühne Braunschweig für einen Auftritt zu gewinnen.

Das Gastspiel findet am Sonntag, 2. April, um 19 Uhr im Kastanienhof statt. Die seit 64 Jahren bestehende Niederdeutsche Bühne zeigt dort die „Heiteren Valentinaden“.

Zum Stück selbst: Mit viel sprachlichem Fingerspitzengefühl ist es dem plattdeutschen Autor Fritz Wempner gelungen, die grotesk verzerrenden Parodien und Kleinkunstepisoden des Münchner Volksschauspielers Karl Valentin in niederdeutsche Sprache und Denkweise zu übertragen. Verständnisschwierigkeiten gibt es für die Zuschauer nicht - das zeigte sich im Januar und Februar in Braunschweig, wo die Valentinaden bisher neunmal vor ausverkauftem Haus in der Spielstätte „Brücke“ liefen. Denn vordergründig sind alle dargestellten Szenen und Episoden nur allzu vertraut.
Ob nun „in de Afthek“ „dat vertrackte Rezept“ nicht aufzufinden ist oder im Schirmladen ein älterer Herr umständlich seinen kaputten „Paraplue“ bejammert, der „twei“ ist, oder ob man die Brille nicht finden kann, weil sie ohne „dat Spekuleeriesen“ ja nicht zu sehen ist, stets ist der Kampf mit der Tücke des Objekts auf witzige Weise Trumpf.

Hintersinniger Sprachwitz läßt aber deutlich werden, daß Alltägliches nicht gleich oberflächlich sein muß. So verwechselt eine Italienurlauberin den Vulkan Vesuv mit dem Vatikan. Vor Gericht verteidigt einer, .„dat min Fru trominnst keen dumm Goos is“. Eine Passantin mit zerrissenem Rock beklagt sich, daß ein Radfahrer „nich pingelt hett“. Ein gehörnter Mann ohrfeigt einen, den er irrtümlich für den Verehrer seiner Ehefrau hält; und bei der „Fichelee“, was soviel wie zärtliche Schmeichelei bedeutet, geht es im „Danzcafe“ hauptsächlich um „Sweet“.

Mit 18 Darstellern sind die „Valentinaden“ personell sicherlich das aufwendigste Stück, das die Bühne in den letzten Jahren auf die Bretter gebracht hat. Karten gibt es im Vorverkauf für fünf Mark bei der Samtgemeindeverwaltung (Tel. 0 53 74/16 11), bei Inge Scheller in Wasbüttel (0 53 74/12 56) oder an der Abendkasse im Kastanienhof.

 

Aus der Allerzeitung oder Gifhorner Rundschau vom März 1989