Landrätin ehrt Christel und Wilhelm Buchroth für die Pflege von Angehörigen

"Wir waren total überrascht, damit haben wir nicht gerechnet", sagte Wilhelm Buchroth gerührt. Für die langjährige Pflege ihrer Familienangehörigen bekamen er und seine Frau Christel gestern das Bundesverdienstkreuz.

 

 "Es ist nicht selbstverständlich, dass man für andere da ist und so viel Zeit und Liebe investiert", sagte Marion Lau. Die Friedenskirche in Wasbüttel war gefüllt mit Verwandten und Freunden, als die Landrätin dem Ehepaar Buchroth stellvertretend für den Bundespräsidenten das kleine Kreuz ansteckte.

"Als unser Sohn vor mehr als 14 Jahren an Multipler Sklerose erkrankte, war das ein furchtbarer Schlag", erzählte Christel Buchroth. "Doch für uns war es ganz normal, dass wir uns beide vollzeit um unseren Sohn kümmern." Ihr Lebensmittelgeschäft gab sie auf, und gemeinsam mit ihrem Mann, der zuvor im VW-Werk gearbeitet hatte, pflegte sie den Sohn, der innerhalb kürzester Zeit zum Schwerstpflegefall wurde.

"Die Hilfe für Familienangehörige ist eigentlich keine Ehrung wert, wir finden, dass so etwas selbstverständlich ist", sagte Christel Buchroth überzeugt. Auch ihre Mutter, die vor ihrem Tod vor einem Jahr im Wachkoma lag, pflegte sie und Schwiegermutter und Schwager werden nach wie vor von dem Ehepaar versorgt. "Ich besuche auch regelmäßig Bekannte und Freunde, die Hilfe benötigen. Ich mache das gern", erzählte die Wasbüttelerin.

Jede Woche geht das Ehepaar mit dem heute 36-jährigen Sohn in die Kirche, um ihm auch Kontakte zur Außenwelt zu ermöglichen. Da sie im ersten Stock wohnen, benötigen sie Hilfe von Freunden und werden täglich von einem Pflegedienst unterstützt.

Ihre Lebensgeschichte schrieb eine Freundin nieder und schickte sie an die Landrätin. Gestern kam es dann zu der hohen Ehrung: Mit dem Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach "Wenn jeder dem andern helfen wollte, wäre allen geholfen", dankte Marion Lau dem Ehepaar für ihre Anteilnahme.

Den Liedern und Ansprachen lauschten auch Mitglieder des Deutsch-Polnischen Freundeskreises und Bürgermeister Lothar Lau. Eine Feier mit Verwandten und Freunden hatte das Ehepaar mit Kuchen und Buffet organisiert. "Die Kirche ist für uns ein zweites Zuhause, wir freuen uns, diesen Tag hier mit allen feiern zu können", erklärte Christel Buchroth. Sie hatte gleich doppelt Grund dazu, denn die Wasbüttelerin wurde gestern 60 Jahre alt.

Wolfsburger Nachrichten, Gifhorn, 15. April 2009, Gifhorn Lokales, Seite G05, Foto: Buchwald