Rund 500 runde Exemplare und mittendrin ein viereckiges – in den Regalen von Elisabeth Hesse reiht sich ein Nachttopf an den nächsten: Die 63-jährige hat aus ihrer Sammlung schon vor Jahren ein kleines Museum gemacht. „Und es kommen immer mehr Gäste – sogar ganze Gruppen“, freut sich die Frau mit der etwas anderen Sammlung.

Angefangen hat's 1986: „Da schlenderte ich über einen Flohmarkt in Bitterfeld – und für irgendwas musste ich die Ost-Mark vom Zwangsumtausch ja ausgeben“, erinnert sich Elisabeth Hesse – und entschied sich für einen Nachttopf. „Ich habe immer nach etwas Außergewöhnlichem gesucht, um darin die Klopapierrollen zu verstauen“, lacht die Wasbüttelerin. „Und der alte Nachttopf erfüllte perfekt diesen Zweck.“

Und dann packte Elisabeth Hesse die Sammelleidenschaft: Sie zog von Flohmarkt zu Flohmarkt und sicherte sich immer mehr Nachttöpfe. „Gebraucht sind sie alle“, verrät die Wasbüttelerin. „Anfangs hab ich noch versucht, die Urinspuren herauszuschrubben – aber die sind so hartnäckig, da kann man oft nichts mehr machen.“ Hesses Sammlung umfasst weit mehr Töpfe als nur die edlen von Villeroy & Boch: „So etwas konnte sich damals ja nicht jeder leisten.“ Zu sehen sind auch ein hölzerner Toilettensessel aus dem Jahr 1800 mit Topf zum herausnehmen sowie eine mobile Toilette, auf der früher die Förster im Wald ihr Geschäft verrichtet haben sollen – „ich kann mir das zwar nicht vorstellen, aber viele ältere Gäste haben es mir bestätigt“.

Ganz besonders stolz ist Elisabeth Hesse übrigens auf ein Waschgeschirr mitsamt Nachttopf aus Welfenbesitz. „Das habe ich übers Telefon bei Sotheby's ersteigert“, verrät Hesse – und deshalb steht das Waschgeschirr als einziger Schatz auch in einer Vitrine. 

  • Wer das Nachttopf-Museum besuchen möchte, sollte sich zuvor bei Elisabeth Hesse, Tel. 05374-1407, anmelden.

Aus der Allerzeitung vom 19.12.2013 / AZ Seite 23, Fotos: Photowerk (spi 2)