Da staunten Bärbel und Gerhard Fiedler aus Wasbüttel nicht schlecht: Im Lichtschacht eines ihrer Kellerfenster im Fasanenweg lag ein toter Krebs. Nun fragt der Mann: "Wo kommt der bloß her?"

Regelmäßig schaue er in den Vertiefungen nach, weil immer wieder kleine Tiere dort hineinfielen und nicht mehr allein herauskämen. "Erst einen Tag vorher hatte ich eine kleine Maus gerettet. Lebend." Vor 25 Jahren habe sich sogar mal ein Salamander in den Lichtschacht verirrt - auch den habe Fiedler vor dem Hungertod bewahrt. Gegen solche Irrläufer helfen offenbar weder Gitter noch Zusatzbleche, die der Wasbütteler selbst gebaut hat.

Diesmal hat es einen Krebs erwischt. Und dieser Fund war nicht der einzige: "Unser Nachbar schräg gegenüber hat auch einen Krebs im Kellerabgang gefunden. Ebenfalls schon tot." Die gleiche Art, nur ein wenig größer.

Auf die Frage, wie die Schalentiere dorthin gelangten, haben Fiedlers zumindest eine Vermutung parat: "Bei der Gartenschau in Wolfsburg haben wir mal gesehen, dass jemand solche Krebse verkauft hat. Für 10 Euro das Stück." Die Tiere waren nicht zum Verzehr gedacht, sondern zum Aussetzen in Gartenteichen. Bärbel Fiedler: "Wir hatten uns noch gefragt, wie die einen Winter überstehen sollen." Die Antwort sei gewesen, dass das kein Problem ist - sie schliefen bei Kälte. Eben wie ihre Teichgenossen, die Fische.

Dass Flusskrebse - also Süßwassertiere - für Gartenteiche verkauft werden, bestätigt Joachim Neumann vom Nabu-Artenschutzzentrum in Leiferde unserer Zeitung auf Nachfrage. Und es sei durchaus denkbar, dass sie aus irgendeinem Gartengewässer geflohen seien: "Die rennen auch übers Land." Für Gerhard Fiedler ist das ein Grund zur Warnung: "Teichbesitzer sollten vielleicht einen engmaschigen Zaun um ihr Gewässer ziehen."

Denkbar sei laut Neumann genauso, dass sich ein Vogel so ein Krabbeltier schnappt, dann aber im Flug verliert. "Ein Storch aber eher nicht, der schluckt seine Beute gleich herunter."

Bleibt noch eine dritte Herkunftsvariante: Tatsächlich gebe es Flusskrebse auch hierzulande in freier Wildbahn, sagt Neumann. "Sie gehören zu unserer normalen Fauna. Man findet sie immer häufiger." Wobei die amerikanischen Flusskrebse mittlerweile die europäischen verdrängten. Zu erkennen sind sie an den rötlichen Scheren.

Eins steht für den Wasbütteler nun fest: "Lichtschächte sind eine doofe Falle. Meine nächste Aufgabe wird sein, das Blech noch enger an die Fensterscheibe zu bauen."

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"Lichtschächte sind eine doofe Falle. Meine nächste Aufgabe wird sein, das Blech noch enger zu bauen."

Beim Wasbütteler Krebs handelt es sich vermutlich um einen Roten Amerikanischen Sumpfkrebs (Procambarus clarkii), auch Louisiana-Flusskrebs genannt. Er ist im Südosten der USA, Nordmexiko, am Golf von Mexiko und in der Mississippi-Niederung heimisch. Mittlerweile fühlt er sich auch in Europa sehr wohl. 1973 wurde er in Spanien ausgesetzt und ist heute auch in Deutschland und der Schweiz zu finden. Er scheint sich aktuell nach Norden auszubreiten.

Gifhorner Rundschau, Wolfsburg - 5. September 2013 - Gifhorner Lokales - Seite 24, Foto: Reiner Silberstein