Alles andere als einen Griff ins Klo verspricht ein Besuch im Nachtopf-Museum von Elisabeth Hesse in Wasbüttel. Auch wenn viele Exponate benutzt wurden, ist Nase rümpfen überflüssig. Im schmucken Reich der 500 Pinkelpötte im Keller des Hauses schnüffelt man vergeblich nach der Duftnote einstiger Notdurft.

Für Elisabeth Hesse ist das Hobby stinknormal. Es begann vor 27 Jahren durch Zufall. Auf der Suche nach Dekoration für das Bad im neuen Haus, nahm sie vom Flohmarkt den ersten Nachttopf mit. Der gehört heute zu den unauffälligen Stücken im Sammelsurium, das auf 30 Quadratmetern alles zeigt, was mit dem privaten Geschäft zu tun hat. Die 64-Jährige weiß zu jedem Stück eine Geschichte zu erzählen.

Daneben gibt es eine beachtliche Sammlung mit Gegenständen aus dem Klosett-Metier: sonderbare Sitze, Reisetoilette mit Traggriffen, Plumpsklotür, Bettpfannen, Klopapier-Automaten mit Münzeinwurf und Papierabroller mit Schmuckablage. Dazwischen ein Kasten mit Miniaturen und ein Schilderwald zum Thema.

Kern der Sammlung sind aber die Nachtpötte. Bei Hesse finden auch Stücke mit Sprung in der Schüssel einen Platz im Regal. Erst recht, wenn es einen adligen Vorbesitzer gibt, der sich mit der Verrichtung des kleinen Geschäfts einen peinlichen Spitznamen erworben hat. Aus dem Besitz des Welfen-Prinzen Ernst-August von Hannover, der sich seit einem Ausrutscher auf der Expo mit dem Spitznamen "Pinkelprinz" herumärgern muss, hat Hesse ein sechsteiliges Wasch-Set mit Nachttopf ersteigert.

Als abgegriffen kann der Nachttopf von Ernst Augusts Großmutter Viktoria-Louise bezeichnet werden. Er steht zwischen Modellen, die mit Blümchen, Jagdszenen oder Sprüchen verziert sind. "Die betagte Haushälterin der Herzogin hat ihn mir zukommen lassen", erzählte Hesse. Für sie ist jeder Pott ein kleiner Schatz. Ordnungsgemäß gereinigt und ausgespült sind sie alle. Auch wenn der Ausstellungsraum aus allen Nähten platzt, lässt sie die Sammelleidenschaft nicht ruhen. Flohmärkte sind die beste Adresse für die Suche. "Das meiste habe ich schon, aber wenn ich etwas Besonderes in die Hände kriege, muss ich zugreifen", sagte die Wasbüttelerin. Mittlerweile setzt sie auf Klasse statt Masse.

Nach telefonischer Anmeldung bietet Hesse Führungen an. Ihr Reich ist ein Geheimtipp für Radlergruppen und Ausflügler. Wenn sich Besucher ankündigen, fragt Hesse mittlerweile nach der Gruppengröße. Das war nicht immer so. "Irgendwann stand ein Reisebus vor der Tür", berichtete Hesse, die das Beste aus der Situation machte und die Leute in Gruppen durch ihr Museum führte.

Der Besuch ist fast jederzeit möglich und garantiert gratis. Einzig ein Eintrag im Gästebuch ist ihr wichtig. "Ich sammle darin wertvolle Erinnerungen", berichtete Hesse vom häufigen Blättern. Erst kürzlich hat sie das zweite Buch begonnen.

Kontakt

Elisabeth Hesse
Am Bartelskamp 10
38550 Wasbüttel
Telefon: (05374) 1407

 

Aus der Gifhorner Rundschau, Wolfsburg - 23. Juli 2013 - Gifhorner Lokales - Seite 21, Fotos: Daniela Wimmer