Radfahren und fotografieren sind große Leidenschaften von Ulrich Halfpap. Aber was dem Wasbütteler auf seinen Radtouren kreuz und quer durch den Landkreis vor die Linse kommt, ist nicht immer schön. Verärgert hat der Ruheständler dem wachsenden Müll in der Natur auf ganz eigene Art den Kampf angesagt.

Es muss schon gewaltig regnen oder bitterkalt sein, damit Ulrich Halfpap sein Holland-Fahrrad in der Garage lässt. Beinahe täglich ist der 63-Jährige auf seinem Drahtesel unterwegs. "Pro Jahr komme ich auf 12000 Kilometer", berichtet der Wasbütteler.

Bei den Touren zum Tankumsee, durch Barnbruch, Ilkerbruch, Papenteich und im Sommer bis über die Grenzen des Landkreises hinaus hat er die Kamera immer griffbereit. Eigentlich ist er auf Schnappschüsse von Mensch, Tier und Natur aus. Doch vermehrt treffe er eher auf die unbeliebten Hinterlassenschaften seiner Mitmenschen: vom achtlos aus dem Autofenster geworfenen Coffee-to-go-Becher, über Radkappen, Leergut und Sperrmüll - Halfpap fotografiert unermüdlich alles, was in der Natur illegal entsorgt wurde.

Der Wasbütteler sucht nicht danach. "Es springt mir ins Auge", sagt er. Halfpap drückt nicht auf den Auslöser, weil er Ordnungshüter spielen oder seine Mitmenschen mit dem erhobenen Zeigefinger anzählen will.

"Ich fahre vorbei und ärgere mich maßlos über die Verschmutzungen", sagt er. Er beschränkt sich aber nicht darauf, die Missstände per Schnappschuss zu dokumentieren. Oft legt er selbst Hand an und schafft Ordnung. "Was auf meinem Transport-Fahrrad Platz findet, nehme ich bis zur nächsten Mülltonne mit", berichtet er.

Was Halfpap liebevoll "Käse-Fahrrad" nennt, wird zum Entsorgungsfahrzeug umfunktioniert. Auf diesem Wege ist schon mancher Unrat in der heimischen Tonne des Wasbüttelers gelandet.

Manchmal verschickt er auch Fotos der Müll-Fundplätze an die zuständigen Gemeinden oder wie jüngst an das Volkswagenwerk in Wolfsburg. "Ich hatte im Ilkerbruch Tüten mit VW-Radkappen und Arbeitshandschuhen gefunden", berichtet Halfpap.

Ob seine Hinweise auf mögliche Straftaten oder illegale Müllkippen zur Aufklärung oder Beseitigung führen, erfährt er fast nie. "Selten gibt es eine Rückmeldung", bedauert er.

Viele Funde erzählen Geschichten. Jüngst hat Halfpap drei große Säcke mit Malerbedarf im Straßengraben entdeckt, die von einer Renovierung zeugen. Kuriose Funde macht er selten. Manche lassen Rückschlüsse auf die Verursacher zu. "Auf der Landesstraße zwischen Adenbüttel und Rötgesbüttel habe ich 30 Weißweinflaschen derselben Sorte gesichtet", berichtet Halfpap. Zwischen Ohnhorst und Gravenhorst ist dagegen offensichtlich regelmäßig ein heimlicher Rum-Trinker unterwegs.

"Sobald die Reinigungsaktionen im Frühjahr gelaufen sind, nimmt die Zahl der Flaschen wieder konstant zu", erzählt Halfpap von seinen Beobachtungen. Als mengenmäßig größtes Problem stuft er die Verpackungsabfälle der Fast-Food-Ketten ein.

In Leiferde traf der Wasbütteler offenbar auf Spuren eines Gleichgesinnten. Der fotografiert den Müll aber nicht, sondern kommentiert ihn mit angehefteten Gedichten: "Ohne Sinn, ohne Verstand vermüllt der Dummkopf unser Land." Eine andere Art der Kunst mit Müll.

Archivfoto: Lohmann, Fotos: Ulrich Halfpap

Aus der Gifhorner Rundschau, Wolfsburg - 5. April 2013 - Gifhorner Lokales - Seite 14{jcomments on}