Am 4. August 1951, also kurz nach dem Krieg,  wurden in einer Gifhorner Zeitung fünf Reden anlässlich der 900-Jahr Feier veröffentlicht. 

 

Heise, Landrat:

Namens des Landkreises Gifhorn möchte ich der Gemeinde Wasbüttel zur heutigen 900-Jahrfeier die besten Glückwünsche übermitteln. 900 Jahre Geschichte und Entwicklung dieser Gemeinde umschließne einen Zeitraum, der noch weit in die Zeit des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation zurückreicht.
Die Endsilbe Büttel läßt darauf schließen, daß die Gemeinde Wasbüttel noch wesentlich älter ist, als aus der ersten urkundlichenErwähnung, die bekannt ist, hervorgeht. Die Gemeinde Wasbüttel hat in ihrer Geschichte nicht nur solche erschütternden Epochen wie den 30-jährigen Krieg usw. überstanden. Sie war auch Zeuge einer deutschen Entwicklung, die bis in unsere jüngsten Tage hinein dem deutschen Menschen das Gepräge gegeben hat. Wenn diese Gemeinde trotz aller schicksalhaften Ereignisse heute ihr 900jähriges Bestehen feiern kann, so liegt das wiederum an Menschen, die in diesen Jahrhunderten fließig, strebsam, zäh und verbissen dem Boden die Güter abgerungen haben, die der Mensch zum Leben braucht.
Wir können uns heute in Ehrfurcht und in Demut vor einer solchen Geschichte neigen und wünschen, daß diese Gemeinde auch in Zukunft so stolz und hart und zäh und so fleißig an ihrem Geschick und ihrer Entwicklung weiterarbeitet; und wir können nur wünschen, daß in weiteren hundert Jahren ihre Enkel und Urenkel das 1000jährige Jubiläum feiern, in einer Zeit wo die Verkrampfung unserer heutigen Tage überwunden ist, wo anständige und ehrliche Gesinnung unter den Menschen wieder Einzug gehalten haben und aufgrund wahrhaften christlichen Denkens freie Menschen in einer freien Welt des Friedens den Sinn des Lebens wiederum erblicken, sich gegenseitig dienstbar zu sein. In diesem Sinne wünsche ich der Gemeinde einen harmonischn und erfolgreichen Verlauf ihrer Jubelfeier!
 

Dr. Ackmann, Oberkreisdirektor:

Die Gemeinde Wasbüttel, die in diesen Tagen auf ihre 900jährige Geschichte Rückblick hält, will daran erinnern, wie oft es von grauer Vorzeit an gelungen ist, Not und Bedrängnis, Kriegsgefahr und Katastrophe mit Fleiß, Zähigkeit und Gemeinschaftssinn zu überwinden. Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt!
 

Hoppe, Bürgermeister:

Wenn es unbestreitbar bliebt, daß jede junge Generation Zeitdeutung vom Modernen aus braucht, so ist unsere 900-Jahrfeier dazu angetan, in unserer Jugend Bewunderung vor Vergangenem zu wecken, um nacheifernd Unvergängliches für die Heimat zu schaffen.
Für die reifere Generation bedeuten 900 Jahre Ortsalter Dankbarkeit gegen Ahn und Urahn. In diesem Dankgefühl begrüße ich im Namen der Gemeinde alle Gäste und Teilnehmer und rufe ihnen ein „Herzlich willkommen“ zu.
 

Geffert, Schulrat:

Möchte die 900-Jahrfeier der Gemeinde Wasbüttel aus Ihrer Geschichte Werte in Erinnerung bringen, die der Gemeinde über die jetzige schwere Gegenwart in eine glücklichere Zukunft weiter helfen.
 

Stock, Schulleiter:

„Geschichte, wenn man ihr nur nahe genug ist, ist Leben; es kommt nur darauf an, den Punkt zu finden, an dem sie sich wieder als Leben offenbart, daß sie uns so nahe kommt, daß wir kaum noch ein Bedürfnis nach Vermittlung ihres Unmittelbaren verspüren.“
Auch unsere Ortsgeschichte ist Leben, wenn wir sie ganz nahe zu uns heranziehen und uns vor ihr befähigen lassen, in Jahrhunderten zu denken. Dann lebt wieder auf, was verloren schien, dann wird Gegenwart, was Vergangenheit war. Das Schaffen unserer Väter und Urväter ringt uns Ehrfurcht ab. Sie schufen und erkannten, weil sie der Zukunft vertrauten. Wir selbst waren tot, weil uns die Vergangenheit unseres Ortes gleichgültig war, weil wir nicht vollbrachten, „was der Väter Kraft auf Erden einst begann.“
Nun aber klopfen 900 Jahre an unser Gewissen: endlich der Ahnen würdig zu werden; endlich zu begreifen, Ererbtes erst erwerben zu müssen, um es zu besitzen; endlich zu verstehen, dass Hab und Gut Verpflichtung gegen die Mitmenschen bedeutet, die schuldlos in Not und Armut gerieten.
Die 900-Jahrfeier sei der Beginn eines neuen Lebens unserer Gemeinde in Gemeinschaft und Gegenseitigkeit, eines Lebens, das niemals auf den persönlichen Zusammenhang seiner geistigen Kräfte verzichten darf, wenn nicht materialistischer Egoismus triumphieren soll!


Der Zeitungsartikel wurde von Elsa Weidemann zur Verfügung gestellt. Die Zeitung ist unbekannt.